Richtige Wundversorgung: Alles, was Du wissen musst!

Richtige Wundversorgung: Alles, was Du wissen musst!

Richtige Wundversorgung: Alles, was Du wissen musst!

Kleinere und größere Wunden lassen sich im Alltag nicht immer vermeiden. Die richtige Wundversorgung kann den Heilungsprozess unterstützen und das Risiko von Komplikationen minimieren.

Hier erklären wir Dir, wie Du Schürfwunden, Schnittwunden, Platzwunden und Bisswunden medizinisch korrekt versorgst und auf welche Besonderheiten Du achten musst.

Grundsätzliches Vorgehen bei der Wundversorgung

Egal, um welche Art von Wunde es sich handelt, gibt es einige grundsätzliche Aspekte der Wundversorgung, die Du unbedingt kennen solltest.

  • Selbstschutz
  • Ähnlich, wie beim Reisen mit dem Flugzeug, gilt auch bei der Ersten Hilfe, der Selbstschutz hat Priorität, erst dann kann die betroffene Person ideal versorgt werden. Um sich vor Infektionen zu schützen, deshalb unbedingt medizinische Einmalhandschuhe anziehen.

  • Reinigen und desinfizieren
    • Zur Reinigung NaCl 0,9 % oder Leitungswasser verwenden. 
    • Alternativ kann die Wunde mit einer mit NaCl 0,9 % befeuchteten sterilen Kompresse von innen nach außen vorsichtig gereinigt werden. 
    • Anschließend einige Hübe Wunddesinfektionsspray auf die Wunde sprühen (z. B. mit dem Wirkstoff Octenidin).
  • Trocknen
  • Die Wunde mit einer sterilen Kompresse vorsichtig trocken tupfen.

  • Abdecken
  • Kleine Hautabschürfungen heilen gerne an der frischen Luft. Zum Schutz vor Schmutz kann ein Pflaster benutzt werden.

    Bei größeren Schürfwunden eine Fettgaze (Salbentüll) auflegen, um zu verhindern, dass sie mit dem Verband verkleben. Dann eine sterile Kompresse aufklappen und auflegen und mit einer Mullbinde umwickeln. Wickelrichtung ist immer zum Herzen hin.

  • Fixieren
  • Verband oder Kompresse mit Heftpflastern oder Klammern ohne Druck fixieren. Den Verband prüfen, er darf nicht zu fest sitzen.

  • Schocklagerung
  • Falls die verletzte Person Probleme mit dem Kreislauf hat, ihr schwarz vor Augen oder schwindelig wird: mit erhöhten Beinen auf dem Rücken lagern.

  • Funktionsprüfung
  • Generell gilt: immer dann zur Ärztin gehen, wenn eine Funktion gestört ist. Das bedeutet, führe eine Funktionsprüfung insbesondere der Hand durch, wenn es sich um eine Wunde an Hand oder Unterarm handelt. 

    Strecke und beuge alle Finger in allen Gelenken und spreize die Finger. Wenn etwas nicht funktioniert, kann eine unter der Haut liegende Sehne verletzt sein. Prüfe außerdem, ob das Gefühl an von der Wunde entfernten Körperteilen beeinträchtigt ist.

  • Kühlen
  • Wenn die Wunde schmerzt oder schwillt, ein Kühlpack aus dem Kühlschrank auflegen. Damit die Durchblutung stabil bleibt, nicht zu lange (ca. 10 min).

  • Beobachten
  • Eine Wunde sollte täglich beobachtet werden. Wann es kritisch wird und eine ärztliche Abklärung notwendig wird, erklären wir Dir weiter unten.


    Notfall erkennen: Wann ist eine Wunde ein Notfall?

    Es ist wichtig, sich selbst und andere Menschen medizinisch versorgen zu können, deshalb liegt der Fokus bei MioMedico immer auf der Hilfe zur Selbsthilfe. Dennoch gibt es Momente, in denen Du unbedingt den Notruf wählen oder ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen solltest.

    Schürfwunde

    Eine Schürfwunde ist kein Notfall.

    Sollte es zusätzlich zur Schürfwunde noch andere Wunden oder Verletzungen geben, die Gesamtsituation in Betracht ziehen und gegebenenfalls in die Notaufnahme oder in die Arztpraxis fahren.

    Stichwunde

    • Bei drohendem Schock, bei Bewusstlosigkeit und wenn sich die Blutung nicht stillen lässt
    • Bei intensiver Blutung - sollte sie spritzen und pulsieren und unter Druck mit einem Druckverband nicht abklingen
    • Wenn es länger als 15–20 Minuten blutet
    • Wenn Fremdkörper in der Wunde stecken
    • Immer, wenn ein Druckverband angelegt werden muss
    • Wenn der betroffene Körperteil nicht mehr aktiv bewegt werden kann, oder das Gefühl eingeschränkt ist
    • Wenn die verletzte Person Blutverdünner einnimmt und/oder die Blutung nicht zum Stillstand kommt
    • Bei Unsicherheit

    Platzwunde

    • Bei Bewusstlosigkeit, Schwäche, Schwindel, Taubheitsgefühlen
    • Bei motorischen Einschränkungen oder Sprachproblemen und Merkfähigkeitsstörungen
    • Wenn diese Symptome nach einem heftigen Sturz auftreten, bei dem auch der Kopf beteiligt war.

    Bisswunde

    • Bei allergischen Reaktionen, etwa auf Schlangengift
    • Bei Bewusstlosigkeit, stark blutenden oder tiefen Bisswunden
    • Bei kleineren Verletzungen zum Arzt oder in die Notaufnahme gehen

    Bisse, auch von Menschen, können zu schweren Infektionen führen!

    Wundversorgung: Besonderheiten nach Art der Wunde

    Schürfwunden

    → Reinigen, desinfizieren und trocknen

    Bei Schürfwunden neben der grundsätzlichen Reinigung mit Leitungswasser oder NaCl 0,9 % Steinchen oder andere Schmutzpartikel ggf. mit der Pinzette entfernen. Anschließend Wunddesinfektionsspray aufsprühen. Schließlich die Wunde mit einer sterilen Kompresse vorsichtig trocken tupfen.

    Wichtig: Je weniger eine Wunde blutet, desto wichtiger ist die Desinfektion. Kaum blutende und vor allem nässende Wunden neigen zudem zum Verkleben mit dem Verband, daher sind Salbe und Gaze (Salbentüll) sinnvoll.

    → Abdecken und fixieren

    Kleine Hautabschürfungen heilen gerne an der frischen Luft. Zum Schutz vor Schmutz kann ein Pflaster benutzt werden. Gerade bei Kindern scheinen Trostpflaster mit Motiven eine besonders gute Heilwirkung zu zeigen 😉

    Bei größeren Schürfwunden eine Fettgaze (Salbentüll) auflegen, um zu verhindern, dass sie mit dem Verband verkleben. Dann eine sterile Kompresse aufklappen und auflegen und mit einer Mullbinde umwickeln. Die Wickelrichtung ist dabei immer zum Herzen hin.

    Den Verband oder die Kompresse mit Heftpflastern oder Klammern ohne Druck fixieren. Den Verband prüfen, er darf nicht so fest sitzen, dass er womöglich die Blutzirkulation stört.

    → Kühlen

    Wenn die Wunde schmerzt oder schwillt, ein Kühlpack aus dem Kühlschrank auflegen. Damit die Durchblutung stabil bleibt, allerdings nicht zu lange kühlen (ca. 10 min).

    → Beobachten

    Unbedingt immer wieder an den Gliedmaßen, an denen der Verband angelegt wurde, kontrollieren: Schwellen die Finger oder Zehen, werden ganz blass oder schmerzen?

    Dann umgehend den Verband lockern. Sollte die Wunde gerötet aussehen, sich heiß anfühlen oder pochen, ärztlich untersuchen lassen.

    → Pflaster oder Verband wechseln

    Wechseln Sie das Pflaster, wenn es nass geworden oder vom Blut durchfeuchtet ist, spätestens aber nach einem Tag.

    → Narben vermeiden

    Um zu verhindern, dass sich eine Narbe bildet, sollte man die Wunde in Ruhe lassen und - sobald sie geschlossen ist - wenn nötig zweimal täglich mit einer Wund- und Heilsalbe versorgen. Eine Narbenbildung lässt sich nie ganz verhindern und hängt auch stark von der persönlichen Heilungstendenz ab.

    ⚠ Achtung Tetanus

    Der Tetanusschutz sollte regelmäßig kontrolliert werden. Auch durch kleinste und oberflächliche Wunden kann der Erreger eindringen und eine Infektion verursachen. Wenn die letzte Impfung der verletzten Person länger als 10 Jahre her ist oder man sich unsicher sind, lieber abklären lassen.

    Bessere Wundheilung

    Folien- oder Gelpflaster (sogenannte Hydrokolloidverbände) halten die Wunde feucht und verhindern, dass sich eine Kruste bildet. So erleichtern sie die Wundheilung. Bei schlecht heilenden Wunden sind sie deshalb den trockenen Pflastern vorzuziehen.

     

     

    Stich- und Schnittwunden

    → Druckverband anlegen

    Bei stark blutenden Verletzungen muss ein steriler Druckverband angelegt werden. Dazu die Wunde zunächst mit einer sterilen Kompresse abdecken. Mit einer sterilen Mullbinde zweimal die Kompresse am betroffenen Arm oder Bein umwickeln, damit sie fixiert ist. Dann eine aufgerollte Mullbinde (oder ähnliches) als Druckpolster darauflegen und mit der ersten Mullbinde weiter umwickeln. Dabei leichten Zug ausüben, jedoch nicht den Arm oder das Bein abschnüren. Druckverband mit Heftpflaster oder Klammern fixieren.

    Niemals am Hals einen Druckverband anlegen. Hier nur mit den Fingern von außen drücken.

    → Desinfizieren

    Sprühen Sie einige Hübe auf die Wunde. (z. B. Wunddesinfektionsspray mit dem Wirkstoff Octenidin). Oder geben Sie NaCl 0,9 % auf eine sterile Kompresse und betupfen vorsichtig Wunde und Ränder.

    → Desinfizieren, reinigen und trocknen

    Mit Wunddesinfektionsspray oder NaCl 0,9 % desinfizieren und mit einer sterilen Kompresse abtupfen, dabei nur eventuelle oberflächliche Schmutzpartikel entfernen. Glasscherben, die mehr als einen Zentimeter groß sind oder sehr tief sitzen und alle anderen Fremdkörper nicht entfernen, sondern ggf. mit Mullbindenpäckchen ab polstern und locker verbinden.

    → Wunde verschließen

    Wenn die Blutung gestoppt ist: Klammerpflaster aufkleben. Dazu die Wundränder dicht aneinander drücken und dann die Klammerpflaster erst auf der einen Seite der Wunde aufkleben und dann mit leichtem Zug an der anderen Seite festkleben. Mit einer sterilen Kompresse bedecken und anschließend mit einer elastischen Fixierbinde verbinden. Das Verbandsende fixieren (z. B. mit Pflaster festkleben). Der Verband sollte fest sitzen, aber nicht einschnüren.

    → Lagern

    Die betroffene Stelle möglichst hochhalten, die betroffene Person eventuell hinlegen, um den Kreislauf zu entlasten.

    → Kühlen

    Wenn die Wunde schmerzt oder schwillt, ein Kühlpack auflegen. Jedoch nicht länger als 10 Minuten am Stück, dann pausieren.

    → Abklären

    Größere Wunden, die evtl. genäht werden müssen, sollten innerhalb von 6 Stunden versorgt werden, insbesondere bei Verletzungen der Hand. Auch in einigen anderen Fällen (siehe Notfall erkennen: Stichwunde) sollte die betroffene Person zügig in die Notaufnahme oder in eine Arztpraxis gebracht werden. 

    Der Verband muss täglich gewechselt werden. Sollte die Wunde stark gerötet aussehen, heiß sein oder pochen und die Schmerzen zunehmen, ärztlich abklären. Auch wenn die verletzte Person Fieber oder Schüttelfrost bekommt oder auffallend schwach wird, muss zeitnah eine Abklärung erfolgen.


    ⚠ Infektionsgefahr

    Bei kleinen Stichverletzungen die Wunde nicht verschließen, es können Keime in der Tiefe sein. Das Infektionsrisiko für diese Wunden ist erhöht. Besser nur ein Pflaster kleben und 2x am Tag desinfizieren.

    ⚠ Achtung Tetanus:

    Im Erwachsenenalter muss die Tetanusimpfung nach 9–10 Jahren aufgefrischt werden, im Verletzungsfall und bei Kindern auch früher. Am besten mit dem Impfpass zum Hausarzt oder der Hausärztin gehen oder mit ins Krankenhaus nehmen.

    Platzwunde am Kopf

    → Reinigen, desinfizieren und trocknen

    Die Wunde reinigen, desinfizieren und mit einer sterilen Kompresse vorsichtig abtrocknen.

    → Wundverschluss

    Wenn die Blutung gestoppt ist, Wundnahtstreifen aufkleben. Die Wundränder sollten dabei dicht nebeneinander liegen. Zum besseren Schutz ein steriles Pflaster aufkleben oder eine sterile Kompresse mit einer elastischen Binde umwickeln.

    → Kühlen

    Wenn die Wunde schmerzt oder schwillt, ein Kühlpack auflegen.

    → Nach der Erstversorgung ins Krankenhaus

    Wer Blutverdünner nimmt oder nicht mehr jung ist, hat ein höheres Risiko für Gehirnblutungen und sollte eine Kopfverletzung in der Notaufnahme abklären lassen. Bei Übelkeit, Erbrechen oder Kopfschmerzen oder wenn die Wunde sich im Gesichtsbereich befinden, unbedingt einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

    → Verbandswechsel

    Nach einem Tag das Pflaster oder den Verband wechseln. Die Klammerpflaster sollten mindestens 3–4 Tage bleiben, bis sie sich von selbst lösen.

    → Beobachten

    Wie bei allen Wunden gilt auch hier, wenn die Wunde stark gerötet aussieht, heiß ist oder pocht, heißt es ab in die Arztpraxis. Ebenfalls bei Fieber, Schüttelfrost oder allgemeiner Abgeschlagenheit.

    Mit einer Kopfverletzung sollte man zudem nicht direkt schlafen gehen, sondern sich Gesellschaft holen. Es sollte jemand über den Unfall oder Sturz informiert sein, der im Zweifelsfall eine:n Notärzt:in rufen kann.

    Eine Wunde kann harmlos aussehen, und dennoch hat man ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten, das auch erst nach Stunden Schwindel oder Bewusstlosigkeit sowie schwerwiegende Gehirnschäden auslösen kann.

    Bisswunde

    → Bei stark blutenden Wunden: Druckverband anlegen

    Bei stark blutenden Verletzungen einen sterilen Druckverband anlegen. Dazu die Wunde mit einer sterilen Kompresse abdecken.

    → Reinigen, desinfizieren und trocknen

    Die Wunde bluten lassen, damit sie sich selbst reinigen kann. Anschließend desinfizieren und trocken tupfen.

    → Abdecken

    Eine Bisswunde nicht mit Wundnahtstreifen (Steristrips) versorgen. Durch den Verschluss

    der Wunde entsteht ein gutes Milieu für Bakterien, um in der Tiefe eine Infektion auszulösen. Eine sterile Kompresse auflegen und mit einer Mullbinde umwickeln, Wickelrichtung immer zum Herzen hin. Alternativ: Gel- bzw. Folienpflaster.

    → Hochlagern

    Bei einem Biss in die Hand schnell alle Ringe abnehmen. Sollte die Hand anschwellen, ist es sehr schwer, die Ringe zu entfernen.

    → Nach der Erstversorgung zur Ärztin

    Ansonsten gilt bei allen Bissen von Tieren: immer zur Hausärztin oder in die Notaufnahme fahren.

    Bei Bissen durch Tiere und aber auch Menschen werden Bakterien, die an den Zähnen hängen, tief in die Wunde transportiert. Dadurch kommt es häufig zu Infektionen.

    ⚠ Achtung Tollwut:

    Wenn man in freier Wildbahn gebissen wurde, muss man auch an Tollwut denken. Bei (fremden) Hunden also immer nach dem Impfstatus fragen, oder besser zeigen lassen.

    ⚠ Achtung Giftschlange:

    Hat eine Giftschlange zugebissen, eventuelle Armreifen, Ringe, enge Bündchen etc. entfernen, weil starke Schwellungen drohen. Dann den betroffenen Körperteil, wenn möglich hochlegen und vor allem ruhig halten, damit sich das Gift weniger schnell ausbreitet.

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    Foto von Diana Polekhina auf Unsplash

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